Der Post-Olympia-Blues ist ein spezielles Phänomen, das einige Athleten nach großen sportlichen Ereignissen wie den Olympischen Spielen erleben. Nach jahrelanger intensiver Vorbereitung und dem Hinfiebern auf das Event kann man nach dem Ende dieser Großereignisse in ein emotionales Loch fallen. Dieses „mentale Loch“ ist keine offizielle psychische Erkrankung, kann aber das Ausmaß einer Depression erreichen.
Auch Sportler, die sich nicht qualifiziert haben, jedoch den gleichen Aufwand in die Vorbereitung gesteckt haben, können davon betroffen sein. Hier kommt belastend noch die Enttäuschung über die Nicht-Qualifikation hinzu sowie mögliche existentielle Sorgen rund um Kaderstatus, Sponsorenverträge und mögliche finanzielle Einbußen. Auch steht die Frage im Raum, inwieweit man die Wettkämpfe dann dennoch verfolgen möchte vor Ort oder auch über soziale Medien und wie man mit der ständigen Konfrontation mit dem Thema umgehen möchte.
Manche Athleten fühlen sich nach Großereignissen emotional und körperlich erschöpft und verspüren eine tiefe Traurigkeit und innere Leere. Diese Erschöpfung kann sich durch Antriebslosigkeit und einen Mangel an Motivation bemerkbar machen, der den Alltag schwerer bewältigbar macht. Betroffene können Schwierigkeiten haben, neue Ziele und Bedeutungen im Leben nach dem Sport zu finden. Es ist auch nicht ungewöhnlich, dass sich Athleten sozial zurückziehen und das Interesse an Kontakten und Aktivitäten verlieren. Schwierigkeiten beim Ein- oder Durchschlafen oder ein unruhiger Schlaf können auch vorkommen. Zusätzlich können nach dem Abfall der Anspannung Infekte auftreten, die zusätzlich Energie rauben.
Es gibt verschiedene Gründe, warum Athleten nach den Olympischen Spielen depressive Symptome entwickeln können. Ein entscheidender Faktor in diesem Zusammenhang ist, wie es nach dem Hauptwettkampf weitergeht. Steht ein sportliches Karriereende an? Gibt es eine Pause? Kommt sofort das nächste Großereignis? Oder wird man erst einmal krank?
Steht das Karriereende an kann zum Beispiel Identitätsverlust eine Rolle spielen (mehr dazu in unserem Beitrag Karriereende), Wenn der nächste große Wettkampf fehlt oder das Ende der sportlichen Laufbahn ansteht, kann das Fehlen klarer Ziele und einem leistungssportunabhängigen Selbstwert zu einer Identitätskrise führen.
Nach dem Adrenalinschub und der intensiven Vorbereitung auf die Spiele kann das plötzliche Nachlassen des Drucks zu einem emotionalen Tief führen, zudem fehlt manchmal plötzlich eine fest vorgegebene Tagesstruktur. So schön es ist Ausschlafen zu können, aber wenn es plötzlich völlig egal ist, wann und ob man aufsteht, kann sich das nach einiger Zeit nicht mehr entlastend, sondern belastend anfühlen. Nach langen Stressperiode müssen sich Körper und Geist erholen, schwierig wenn der nächste wichtige Wettkampf unmittelbar bevorsteht, man versucht den verpassten Unistoff nun endlich nachzuholen, ein Lehrgang bei der Bundeswehr oder Bundepolizei ansteht oder man die entstandenen Minusstunden bei der Arbeit kompensieren muss.
Zudem können die Erwartungen und die tatsächlichen Ergebnisse auseinanderklaffen, was zu Enttäuschung und Selbstzweifeln führen kann. Existenzielle Sorgen können bei Nicht-Erreichen der sportlichen Ziele auch eine Konsequenz sein. Obwohl viele froh sind sich wieder besser zurückziehen zu können, kann das ständige Zusammensein mit Teammitgliedern und Betreuern fehlen.
Sich nach einem Hauptwettkampf erst einmal erschöpft und ausgelaugt zu fühlen ist völlig normal. Sollten sich die Symptome jedoch verstärken oder verlängert anhalten, empfehlen wir gezielt Unterstützung zu suchen.
Weitere Informationen und Tipps zur Prävention der Post-Olympia-Blues findet Ihr auf unserem Instagram-Kanal, schaut hier gerne mal vorbei.
Dr. Gaby Bußmann, Dr. Charlotte Behlau und Dr. Valentin Markser haben für den Olympiastützpunt Westphalen darüber hinaus folgende Empfehlungen zusammengestellt: