DEPRESSIONEN

Jeder von uns durchlebt hin und wieder Phasen, in denen man sich niedergeschlagen, bedrückt oder traurig fühlt und es nichts gibt, worauf man sich wirklich freuen kann. Die Gründe dafür können dabei ganz verschieden sein; z.B. Konflikte, schlechte Leistungen, seelische Belastungen oder schlicht wegen des Wetters. 

Manchmal fühlt man sich auch ohne erkennbaren Grund einfach nicht gut; alles erscheint einem trist und grau und man fühlt sich „depressiv“. Meistens ändern sich dann die Umstände, oder die dunklen Wolken im Kopf verziehen sich irgendwann von alleine.

Bei einer klinischen Depression sieht das anders aus. Sie ist mehr als nur ein Stimmungstief oder eine vorübergehende Phase der Niedergeschlagenheit. Bei dieser Krankheit kann die gesamte Lebensfreude und Lebensführung dauerhaft so stark beeinträchtigt sein, dass Betroffene gar keine Freude mehr empfinden, nur noch negative Gefühle in sich tragen und sich innerlich leer und antriebslos fühlen. Der Alltag kann mit all seinen Aufgaben und Aktivitäten nur noch schwer und mit großer Anstrengung bewältigt werden.

Eine Depression kann über Wochen, Monate oder Jahre anhalten. Die Symptome bestehen für die Diagnose einer Depression über einen Zeitraum von mindestens zwei Wochen und es müssen mindestens zwei der drei Kernsymptome und zusätzlich einige der Zusatzsymptome vorhanden sein.

Die wesentlichen Merkmale einer Depression sind dabei folgende Kernsymptome:
 

  • Eine gedrückte Stimmung/Niedergeschlagenheit
  • Verlust von Interesse und Freude an Sachen, die man eigentlich genießt
  • Antriebslosigkeit und erhöhte Ermüdbarkeit

Betroffene leiden außerdem oft unter dem Gefühl, keinen Einfluss auf das eigene Verhalten zu haben, sodass keine Hoffnung auf Besserung besteht, als würde es für immer so blieben. Diese Hoffnungslosigkeit kann so weit gehen, dass wiederkehrende Gedanken an den Tod bei Depressionen keine Seltenheit sind. Zusätzlich können Schlafstörungen jeder Art, der Verlust des Selbstwertgefühls, Schuldgefühle, sozialer Rückzug, Konzentrationsstörungen sowie Unentschlossenheit weitere Zusatzsymptome einer Depression sein. Auch körperliche Beschwerden, wie z.B. ein Verlust des sexuellen Interesses, Veränderungen des Appetits mit entsprechender Gewichtsänderung, psychomotorische Unruhe oder Hemmung, Rückenschmerzen oder Schwindelgefühle können eine Depression begleiten.

Nach dem internationalen Klassifikationssystem ICD-10 können je nach Ausprägung drei Schweregrade einer Depression unterschieden werden: leicht, mittelgradig und schwer.

Depressionen können in ihrer Ausprägung verschieden sein und nicht bei jedem liegt das gleiche Symptom- und Erscheinungsbild vor. So können beispielsweise bei einem Betroffenen z.B. die Traurigkeit und Antriebslosigkeit präsenter sein, während sich bei anderen die Depression verstärkt durch Gereiztheit und innere Unruhe äußert. Die Beeinträchtigungen können dabei episodisch (wiederkehrend) oder chronisch verlaufen.

Genauso individuell unterschiedlich wie die Symptome bei Erkrankten auftreten, kann der Umgang mit dem eigenen Leid sein. Während viele Betroffene offen mit ihren Beschwerden umgehen und sich mit diesen an Vertraute und Experten wenden, versuchen einige mit großer Mühe sich ihre Erkrankung nicht anmerken zu lassen: sie versuchen einem geregelten Berufsleben nachzugehen und vermitteln in Gesprächen mit Mitmenschen einen seelisch gesunden Eindruck. Ängste wie anderen zur Last zu fallen oder vor den Reaktionen des sozialen Umfelds spielen oft eine Rolle.

Depressionen können jeden von uns treffen. Sie können in jedem Alter und in jedem Kulturkreis der Welt auftreten. Das Risiko innerhalb eines Jahres an einer Depression zu erkranken beträgt bei Frauen 10,6 % und 4,8 % bei Männern[1]. 

Weitere Informationen sowie Tipps für das Umfeld findest Du hier.

In diesem Video wird das Buch „Mein schwarzer Hund – Wie ich meine Depression an die Leine legte“ von Matthew Johnstone vorgelesen – wie wir finden eine sehr schöne Umsetzung, die einen guten Einblick in die Gefühlswelt und den Alltag eines Depressiven gibt. Eine genauere Beschreibung findet Ihr auch unter unseren Literaturtipps.

Sportspezifik

Sportspezifische Ausprägungen können z.B. depressive Symptome im Rahmen eines Übertrainingssyndroms oder symptomatische affektive Störungen nach Schädelhirntraumata sein[2] .

Man geht davon aus, dass jeder Leistungssportler mindestens einmal in der Karriere den Zustand des Übertrainings und die oft einhergehenden depressiven Symptome mit der Gefahr der Entwicklung einer manifesten depressiven Episode erlebt hat.

Gewalteinwirkungen auf das Gehirn, im Sinne von Schädelhirntraumata, können zu nachhaltigen psychischen Störungen führen. Bei mehr als drei Gehirnerschütterungen steigt das Risiko drastisch an, an einer Depression oder Demenz zu erkranken. Dies gilt vor allem für Kampfsportarten, Hochgeschwindigkeitssport und kampfbetonte Mannschaftssportarten. Recht gut bekannt sind auch parkinsonoide und dementielle Syndrome bei Boxern (Dementia pugilistica).

Stationen und Situationen in der Sportlerkarriere, die besonders mit der Gefahr einer Depressionsentstehung verbunden sind, sind körperliche Verletzungen, Übertraining und das Karriereende.

Vulnerabilisierend für depressive Syndrome kann zudem - aufgrund der nachgewiesenen antidepressiven und anxiolytischen Effekte regelmäßigen Sporttreibens - die plötzliche Reduktion des Trainingspensums sein[3].

Stationen und Situationen in der Sportlerkarriere, die besonders mit der Gefahr einer Depressionsentstehung verbunden sind, sind körperliche Verletzungen, Übertraining und das Karriereende. Auch die Zeit nach großen Hauptwettkämpfen wie olympischen Spielen kann herausfordernd sein – seht dazu gerne auch unseren Beitrag zu „Post Olympia Depression"

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Quellenangaben

[1] Jacobi, F., Höfler, M., Siegert, J., Mack, S., Gerschler, A., Scholl, L., ... & Wittchen, H. U. (2014). Twelve‐month prevalence, comorbidity and correlates of mental disorders in Germany: the Mental Health Module of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1‐MH). International journal of methods in psychiatric research.

[2] Henkel, K., & Drangmeister, A. Metzggasse 14, CH-‐8400 Winterthur, info@ praxis-‐drbelz.ch.

[3] Zschucke, E., Gaudlitz, K., & Ströhle, A. (2013). Exercise and physical activity in mental disorders: clinical and experimental evidence. Journal of Preventive Medicine and Public Health.